Das darf ja nicht wahr sein: Buchpreisbindung soll wieder eingeführt werden!

Was hat mich diese Nachricht erschreckt… nach dem Nationalrat will nun auch der Ständerat die Buchpreisbindung wieder in der Schweiz einführen!

So könnte ein gut gefülltes, virtuelles Bücherregal aussehen, wenn es denn passende Angebote gäbe...

Seit 2007 die Buchpreisbindung vom Bundesgericht als unzulässige Preisabsprache beurteilt und damit abgeschaft wurde, hat sich vieles getan, allem voran: Es gibt Wettbewerb! Die Buchläden haben sich diesem erfolgreich gestellt, sind aus dem Dornröschenschlaf erwacht und haben viel in neue Läden und zugkräftige Angebote investiert. Die Preise von Bestsellern sind erwartungsgemäss gepurzelt, es macht vielfach keinen Sinn mehr, ein solches Buch im Ausland zu bestellen, wo dank dem günstigen Eurokurs und des MWST-Vorteils trotz dort geltender Buchpreisbindung ein ganz anderes Preisgefüge existiert. Dennoch erscheinen immer noch viele Nischenbücher mit kleinem Käuferkreis. Die von den in Panik aufgescheuchten Buchhändlern schwarzgemalten Prophezeiungen einer kulturellen Austrocknung scheinen sich da nicht erfüllt zu haben.

Die Buchhändlerlobby scheint sich dennoch wirklich gut in Bundesbern eingebracht zu haben. Ich bin überzeugt, dass das Volk ganz und gar nicht hinter der Wiedereinführung der Buchpreisbindung steht. Warum auch?

Die Schweiz gilt eh schon als Hochpreisinsel und wenn der Buchhandel politisch „in Watte einwickelt“ wird, ändert sich nur etwas: Die Buchhändler können weiterhin fernab jeglich wirtschaftlicher Vernunft handeln, brauchen sich ob den geschützten Margen nicht um die Grundlagen kaufmännischer Grundsätze zu kümmern. Damit meine ich Buchhändler, welche extra für einen Kunden – und das ist kein erfundenes Beispiel! – ein 10 Franken-Teil beim Lieferanten bestellen. Bei einem EK von ca. 6 Franken kommen dann noch Versandkosten, die Mehrwertsteuer und vielfach ein Mindermengenzuschlag dazu. Der Kunde bezahlt somit dem Buchhändler deutlich weniger, als dieser im Einkauf selbst bezahlt… ein reinrassiges Verlustgeschäft. In jeder anderen Branche tippt man sich ob solchen Dingen an die Stirn, nur im Buchhandel scheint es noch nicht angekommen zu sein. Man hat ja geschützte Margen, mit welchen sich solcher Irrsinn quersubventionieren lässt.

Verlage! Wacht endlich auf!

Es ist ja nicht nur der stete Ruf nach der Buchpreisbindung, welcher nach Planwirtschaft und Nichtbegreifen des Zeitgeistes riecht. So ist der Schweizer iBookstore von Apple nachwievor gähnend leer (die Verlage scheuen den Wettbewerb und wollen nicht, dass da eBooks ohne Preisbindung verkauft werden) und auch Amazons Kindle konnte bislang kein brauchbares deutschsprachiges Angebot auf die Beine stellen (da die Verlage dies offenbar blockieren, da diese die Preise vorschreiben wollen). Die beiden Angebote machen in den USA bereits mehr Umsätze als mit klassischer, auf «totes Holz» gedruckte Literatur.

Aus wirtschaftlicher Sicht müsste bei dem Potential doch jeder Verlag mit wässrigem Mund mitmachen wollen, gar müssen. Aber nein, sie hocken auf ihren hohen Rössern und wollen den Markt selbst definieren, beklagen sich wegen dem 30%-Umsatzanteil, welcher Apple für sich beansprucht und vergessen dabei, dass ihre Buchhändler Margen von teilweise bis zu 50% garnieren…

Als Konsument guckt man stattdessen entweder in die Röhre, beschränkt sich auf unpopuläre, von den Verlagen vorgegebene Alternativen wie zum Beispiel den tragisch lahmen Oyo oder bedient sich nicht offizieller Bezugsquellen ohne DRM und Kosten. Das dürfte aber eigentlich auch nicht im Sinne der ach so arg gebeutelten Buchhandelsbranche sein…

Noch ist die Wiedereinführung der Buchpreisbindung nicht beschlossen. Ich hoffe fest darauf, dass die Politiker den Vorstoss noch bodigen werden… aber hierzu brauchts vielleicht einfach viele viele Stimmen (hier und hier) aus dem Volk.

 

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