Food-Moduling – Jetzt hat der Gast die Wahl

Der Branchenverband GastroSuisse informierte kürzlich von einer neuen Strategie, mit welcher der Wirt besser auf die Bedürfnisse seiner Gäste eingehen könne. «Food Moduling» nennt sich das Prinzip, welches die Abkehr vom Drei-Gänge-Menü-Denken auslösen soll. Der Kunde soll nicht mehr zwischen fertigen Menüs wählen, sondern sein individuelles Menü selbst zusammenstellen können. «Die Philosophie des Food-Moduling ist eine Zukunftsvision.» steht es so in der Pressemitteilung der GastroSuisse geschrieben.

Liebe Wirte, liebe GastroSuisse

Eure teuren neue Konzepte des moderne Food-Modulings könntet ihr Euch eigentlich sparen. Wichtiger wäre wohl eher, dass Ihr auf die Wünsche Eurer Kundschaft hört:

  • Deklariert endlich, welche Produkte hausgemacht, auf Halbfertigprodukten basieren oder als Convinience-Food direkt aus dem Beutel kommen. Ich habe es satt, dass die Älplermakronen fast überall gleich schmecken, da aus derselben Industrieküche stammend! Die langweiligen Fertigsalatsaucen sind mir auch verleidet und frische Croutons im Salat schmecken doch einfach 100x besser als die trockenen Würfelchen aus dem Migrosbeutel.
  • Achtet auf Nichtraucher. Raucher sind inzwischen in der Minderzahl. Andere Länder wie Irland und Italien zeigen schon länger, dass ein Rauchverbot in Restaurants sehr positive Auswirkungen haben. Ein Sonntagsbrunch im Nebel mag ich ebenso wenig wie die stinkenden Kleider nach einem Feierabendbierchen.
  • Abwechslung macht das Leben süss! Gerade als Auswärtsverpflegender besucht man Lokale in grösserer Häufigkeit. Schaut doch mal, dass Eure Salate nicht Jahr ein Jahr aus gleich daherkommen und die Menüpläne sich 2-wöchentlich wiederholen.
  • Sommer, Hitze, Durst. Trotzdem gibt es zahlreiche Lokale, wo Mineralwasser und Süssgetränke immer noch nur in 3 dl Fläschchen verkauft wird. Literpreise um 14 Franken sind da keine Seltenheit und grenzen für mich an Wucher.
  • Angebote für Linienbewusste. Abnehmen ist heutzutage schon fast ein Volkssport. Doch dies erfordert nebst Disziplin auch, dass man auf Restaurants verzichtet. Oder kennt ihr ein Lokal, wo man täglich zu Mittag essen kann und dabei ein abwechlungsreiches, linienbewusstes Angebot bestellen kann? Ich bin überzeugt, dass Restaurants mit einem täglichen «Schlank durch den Sommer»-Menü grosse Erfolge feiern und eine treue Kundschaft bilden kann.
  • Warum immer Pommes bei Kindermenüs? «Schnitzel mit Pommes», «Chicken nuggets mit Pommes», «Spaghetti napoli» – die drei üblichen Kindermenüs, die wohl auf keiner Karte fehlen. Verantwortungsvolle Eltern möchten ihre Kinder gesund ernähren. Wie wärs stattdessen mit einem fantasievollen «Abenteuer Garten»-Menü?
  • Räumt uns Gästen nicht die Stühle unter dem Hintern weg! Schon öfters passierte mir das an einem schönen Sommerabend in einem gemütlichen Gartenrestaurant: Noch während wir uns dem Essen widmeten, hetzen die Angestellten durch die Ränge und räumten rein, was nur ging. Es sei gesagt, es war noch nicht sehr spät, doch das Gefühl, man solle sich gefälligst beeilen, war allgegenwärtig und höchst unangenehm. So macht das einfach keinen Spass!
  • Schönes Wetter = Wunsch zum draussen sitzen. Diese einfache Gleichung verstehen wohl viele Wirte nicht. Den Gästen ist es doch eigentlich ziemlich egal, was für Wochentage, Jahreszeiten und sonstige Rahmenbedingungen gerade gelten. Wenn die Sonne vom blauen Himmel lacht und die Temperaturen über 20 Grad liegen, dann will ich einfach nicht in ein – möglichst noch verrauchtes – Lokal rein, sondern draussen unter freiem Himmel die Bewirtung geniessen.

Also ihr Gastronomie-Professoren… geht bitte erst mal auf die seit Jahren bekannten Zurufe Eurer Kundschaft ein, bevor ihr neue Ideen an den Gästen vorbei verwirklicht.

Am Rande bemerkt: Immerhin, es gibt sie noch, die Ausnahmen, sowohl bei den Restaurants wie auch bei den Gästen.)

Ein Kommentar

  • Gastronomen sollten das Internet viel massiver nutzen, um ein direktes Gäste-Feedback zu ihrem Restaurant zu bekommen und die konstruktive Kritik annehmen!