Preise ausländischer Zeitschriften immer noch unverschämt hoch! (Updated)

02.07.2012 – Dieser Artikel wurde aktualisiert, siehe weiter unten!

Vor gut einem Jahr hatte ich eine umfangreiche Recherche bezüglich den unverschämten Umrechnungskursen bei ausländischen Zeitschriften betrieben. Nun ist fast ein Jahr verstrichen, der Euro dümpelt sich immer noch um den Kurs von 1.20 Franken herum und die Verlagsbranche hat sich keinen Zentimeter gerührt.

Ich habe für mich die Konsequenzen gezogen und verzichte seit geraumer Zeit – teilweise wirklich schweren Herzens – auf den Kauf solcher überteuerten Erzeugnisse. So zum Beispiel das „Geocaching Magazin„, welches mich sehr interessiert und ich eigentlich gerne unterstützen würde. Doch ein vor wenigen Tagen erfolgter Vorfall auf deren Facebook-Seite hat mich nun bestärkt, weiterhin zum Protest gegen hohe Kioskpreise aufzurufen.

Das Geocaching-Magazin kündigte voller Freude die Erscheinung der Sommerausgabe an. Nebst vielen positiven Kommentaren tat ich meinem Unmut kund und kritisierte den unanständig hohen, angewendeten Wechselkurs von 1 € = 2 CHF.

Kurz darauf hat der Herausgeber geantwortet und die Schuld auf den Vertrieb abgeschoben:

Wir haben keinen Einfluss auf die Preisgestaltung (…) diese Preise werden uns vom vertrieb vorgegeben. (…) Wir verdienen an den Auslandsheften keinen Cent mehr.

Da ich von Valora ebenfalls eine Stellungsnahme erhielt und der Schweizer Preisüberwacher dessen Aussage gar stützt (sie spricht von der Unmöglichkeit, auf die Preisgestaltung der ausländischen Verlage Einfluss zu nehmen), entgegnete ich mit einigen Worten.

Leider tauchte der Herausgeber nicht in eine fundierte Diskussion ein oder ging gar eine längst überfällige Anpassung an, sondern löschte wenige Minuten später alle meine Kommentare. #socialmedia #fail

Ach ja, uns heute hat der Preisüberwacher einmal mehr eine Stellungsnahme veröffentlicht. Darin steht geschrieben, das inzwischen selbst der Bundesrat die Anstrengungen des Preisüberwachers unterstützt und selbst ein Erlass eines Spezialgesetzes mit der Möglichkeit der Festlegung von maximalen Preisdifferenzen nicht mehr „ultima ratio“ ausschliesse.

Ausschnitt aus dem Preisüberwacher-Newsletter 4/2012:

 

 

Es sieht also danach aus, dass die ausländischen Verlage wohl gezwungen werden müssen… bis dahin, lasse ich die Zeitschriften nun also links liegen und hoffe, dass dies noch viele viele Mitschweizerinnen und Mitschweizer auch so machen werden.

Update 15.06.2012

Heute morgen erreichte mich der Anruf des Herausgebers, Christian Gallus. Das Gespräch enthielt zahlreiche Wendungen und ich möchte an dieser Stelle die wesentlichsten Aussagen zur Diskussionsfindung wiedergeben:

  • Es sei belegbar, dass der Verlag keinen Cent mehr an Auslandsheften verdiene. Hr. Gallus werde mir entsprechende Abrechnungen zustellen.
  • Ich interpretiere die Aussagen so, dass der Nutzniesser eventuell der deutsche Vertrieb MZV (Moderner Zeitschriften Vertrieb) sein könnte, da dieser die ausländischen Zeitschriftenpreise festlege.
    (Anders kann ich mir das Pingpong-Spiel zwischen Verlagen und Preisüberwacher/Valora/Bundesrat nicht erklären. Ich habe den MZV nun ebenfalls kontaktiert und um eine Stellungsnahme gebeten.)
  • Hr. Gallus sieht keinen Grund, warum das Heft in der Schweiz oder Österreich einen höheren Preis haben müsse.
  • Obwohl Kleinunternehmen versuche das Geocaching Magazin alternative Vertriebswege zu finden. Es werden derzeit Gespräche mit möglichen Partnern in der Schweiz geführt, welche einen Versand ausführen können. 
  • Auf die Kioskpreise könne das Magazin aber keinen Einfluss nehmen.
  • Man könne aber bereits heute das Magazin günstiger (6,60 Euro inkl. Versand) direkt beim Verlag bestellen.
  • Eine elektronische Fassung (eBook) des Magazins wird in absehbarer Zukunft ebenfalls erscheinen, damit gibt es dann eine weitere Alternative zum Kioskbezug.
  • Für eine offizielle Stellungsnahme habe Herr Gallus keine Zeit.
Ich möchte zudem festhalten, das hier genannte Geocaching Magazin steht exemplarisch für eines der unzähligen ausländischen Zeitschriftenerzeugnisse. In meinem ursprünglichen Artikel habe ich denn auch viele Verlage und Vertriebe um eine Stellungsnahme gebeten. 

Update 02.07.2012

Auf meine Anfrage beim MZV (Moderner Zeitschriften Vertrieb) erhielt ich auf Nachhaken hin folgendes Statement:
Sehr geehrter Herr Huwiler,

als Nationalvertrieb sind wir Dienstleister von Verlagen und beliefern in deren Auftrag den Pressehandel im In- und Ausland. Die Hoheit hinsichtlich der Verkaufspreise liegt beim Verlag. Dies gilt sowohl für die Verkaufspreise für das In-, als auch für das Ausland.

Auf Basis unserer Dienstleistungsabkommen mit unseren Verlagskunden sind wir hinsichtlich aller Geschäftsvorgänge zur Vertraulichkeit verpflichtet und können ohne schriftliche Autorisierung keine Auskünfte erteilen. Wir bitten Sie hierfür um Verständnis.

Mit freundlichen Grüßen

Backoffice / Zentrale

Daraus erschliesst sich leider keine neue Erkenntnis, im Gegenteil: Damit wird erneut als Inhaber der Preishoheit den Verlagen zugeschrieben. Man mache sich seine Gedanken…

 

3 Kommentare

  • Einen Blogger können die ja sperren, auf der eigenen FB-Seite. Was aber, wenn nun möglichst viele deiner Leser auf der Facebook-Seite ihre Meinung kundtun? Es muss ja nicht gleich ein Shitstorm sein (auch wenn das durchaus eine gewisse Wirkung hätte…). Du kannst ja mal einen kleinen Aufruf machen. ;-)

  • Hallo Andreas

    Ich halte generell nichts von Shitstorms, vor allem da ein solcher ja nur einen Adressaten hat.

    Wichtig ist vielmehr, dass das Thema Zeitschriftenpreise sowohl politisch wie gesellschaftlich immer wieder aufgerollt, darüber publiziert und mit Kaufverweigerung am Kiosk Druck gemacht wird.

    Nur mache ich mir keine Illusionen, gerade letzteres wird nicht wirklich spürbar umsetzbar sein. Lie meisten werden doch trotzdem in den sauren Apfel beissen, die Lust auf was frisches zu Lesen siegt. :-/

    liebe Grüsse
    Huwi

  • Lieber Huwi
    Weiter so! Bitte recherchiere weiter in Sachen Heftlipreise, Du hast schon so gute Kontakte! Es ist einfach unverschämt, was die deutschen Verlage „sich leisten“ (oder sind es die Schweizer Kioskinhaber? Noch schlimmer!). Gerade eben wollte ich ein Computerheft kaufen für 9.80 Euro, die Kioskfrau sagt: „19.80 Franken bitte“ und schaut ungläubig an meinen hängenden Kiefer, schaut nochmal nach und muss den Preis bestätigen. Ich reklamierte, die Frau sagte, sie könne nichts machen. Das glaube ich ihr. Ich legte das interessante Heft schweren Herzens ins Regal zurück: Es ist mir einfach viel zu teuer. Es ist grundsätzlich viel zu teuer. Wie lange schläft der Bundesrat noch??? Delegiert alles an den bemitleidenswerten „Preisüberwacher“ (der arme Kerl muss für alles die Wange hinhalten, aber dafür wurde die Stelle wohl auch geschafften). Ich hoffe auf baldige Änderung dieser leidigen Geschichte. Robert