Die Natur schlägt manchmal seltsame Wege ein

Was wir die letzten 10 Tage erlebt haben, war ein filmreifes, tierisches Drama. Unsere Katze «Alu» war schwanger und brachte am vorletzten Montag vier süsse Katzenbabies zur Welt. Stolz holte uns die Kätzin dazu und präsentierte ihre Jungen. Ich wusste noch nicht warum, aber ein ungutes Gefühl beschlich mich rasch. Irgendwas schien nicht zu stimmen.

Kleine Kätzchen sind so süss. Das sind «Lui» und «Mona» wie sie am liebsten ausruhen...

Internetrecherche bestätigte falsches Verhalten

Von früher her war mir eine Regel vertraut, die besagt, dass Katzenbabies erst nach dem Öffnen ihrer Augen berührt und gestreichelt werden dürfen. Angeblich deswegen, da sonst Katzen ihre Jungen verstossen würden. Dennoch forschte ich im Netz und fand dies gar bestätigt. Dass dies entweder ein alter Zopf war oder zur Einschüchterung des damals kleinen Huwis gedient hat, erfuhren wir erst am nächsten Tag. Diese offenbar immer noch verbreitete Meinung ist purer Mist, hinderte uns gar daran, schon am Tag der Geburt zu erkennen, was da nicht stimmte. So nahm das Unheil seinen Lauf.

Der gordische Knoten

Die vier Kätzchen hatten eine viel zu kurze Nabelschnur. Zudem verknoteten sich die Hinterfüsschen und Nabelschnur zu einem erst von der Tierärztin zu entwirrenden Wust. Noch nie zuvor habe sie so etwas gesehen. Und nach dem Lösen dieses organischen Chaoses waren wir erst recht voller Sorge.

Da hatten wir noch Hoffnung: Das gebrochene Beinchen war sorgfältig bandagiert und anfänglich sah die Entwicklung erfolgsversprechend aus.

Zwei Kätzchen waren augenscheinlich gesund, zwei weitere hatten sich aber schlimme Verletzungen durch die «Verknotung» zugezogen. Das eine hatte sich das Bein wüst gebrochen, beim anderen war das eine Füsschen etwa auf die vierfache Grösse wie normal angeschwollen. Unsere Tierärztin verarztete die Kleinen liebevoll, desinfiszierte, bandagierte und konnten danah mit etwas Hoffnung nach Hause fahren. Doch schon wenige Stunden später starb das eine, vermeintlich unverletzte Katzenbaby. Es musste sich, so die Abklärungen, innere Verletzungen durch den starken Zug an der Nabelschnur zugezogen haben.

Tags darauf war ein Kontrolltermin bei der Tierärztin geplant. Ich wollte gerade die drei Kleinen und die Mutterkatze in die Transportkiste laden, doch oh Schreck, dass zweite «gesunde» Kitten war regungslos, atmete nicht mehr… es hörte einfach auf zu leben. Wir konnten es kaum fassen: Aussgerechnet die beiden «Gesunden» waren zu schwach fürs Leben… so waren es also nur noch zwei. Die Untersuchung machte uns dann ein wenig Hoffnung; das Beinbruch-Kätzchen schien sich gut zu entwickeln.

Der nächste Tiefschlag

Am Pfingstsamstag kam es dann aber ganz anders. Wir stellten fest, dass das zarte Beinchen wieder gebrochen war, es stand erschreckend unnatürlich vom Körper ab. Wir gelangen spät Nachts als Notfall bei der Tierärztin und mussten das Kleine einschläfern. Tränen flossen, bei uns wie auch bei der guten Seele in Weiss. Die Mutterkatze versuchte ihr Kleines nochmals mit Lecken zu aktivieren, erkannte aber schnell, dass es nicht mehr lebte und legte sich hin zum verbleibenden, letzten Baby. Wir glaubten, die pure Trauer in ihr zu sehen, derart regungslos starrte sie «ein Loch in die Wand».

Auch das noch!

Mitten in der Nacht, es war etwa halb vier, hörten wir was auf der Treppe poltern. Wir schreckten auf, ranten raus und sahen die Mutterkatze «Alu» grad zwischen zwei Stufen in die Tiefe fallen. Unten raffte sie sich auf, hatte glücklicherweise keine sichtbaren Verletzungen. Doch sie zuckte, fand kein Gleichgewicht, fiel hin, konnte ihre Bewegungen nicht mehr koordinieren… es war ein schauriges Schauspiel. Für mich sah es aus, als hätte sie einen Hirnschlag erlitten. Der pure Schock! Auch das noch!

Ich rief erneut die Ärztin an, die Arme wurde schon wieder um ihren wohl verdienten Schlaf gebracht. Dann aber fiel uns ein Stein vom Herzen. Denn sie erklärte uns, dass die Mutterkatze wahrscheinlich beim Ablecken des toten Babies den mit Narkosemittel versetzten Urin aufgenommen hatte. Normalerweise bleibe dies ohne Konsequenzen und wenn führe dies nur zu einer leichten Müdigkeit, doch irgendwie war in dieser Konstellation alles etwas anders. Ihre Vermutung schien sich zu unserer Freude zu bewahrheiten. Am nächsten Abend war die Mutterkatze wieder fit und fidel, balgte mit unserem Hund und schaute wie eine gute Mutter zu ihrem Baby. Wir waren ja soooo froh.

Dann kam die Wendung

Da waren es noch drei Katzenbabies... Alus eigenes und die beiden Pflegekitten.

Ein Anruf unserer Tierärztin brachte dann eine Wende in die ganze Geschichte. Eine Familie aus St. Gallen musste eine überfahrene Mutterkatze beklagen. Sie brachten zwei Katzenbabies mittels Milchpulver und Flasche über das Gröbste hindurch, in der Hoffnung eine Ammenkatze zu finden. So kam es, dass wir am Pfingstmontag die beiden Waisenkinder «Lui» und «Mona» abholen durften und unsere Alu akzeptierte sie auf Anhieb. Es war ein schönes Bild, als die drei wuscheligen kleinen Tierchen um die Wette säugten.

So war es dann auch etwas weniger schmerzhaft, als gestern dann das letzte der vier Katzenbabies von Alu auch noch eingeschläfert werden musste. Nun ist Ruhe eingekehrt, Alu konzentriert sich voll und ganz auf ihre beiden Pflegekinder, als wären es ihre eigenen, und die beiden Waisenkinder haben in ihr eine liebevolle Ersatzmama gefunden. Die Wege der Natur führen irgendwie doch immer zu einem guten Ende…

Dankeschön!

Einen riesigen Dank möchte ich auch unserer Tierärztin Henriette Josseck und ihren Tierarzthelferinnen aussprechen. Nicht nur, dass sie sich selbstlos eingesetzt hat und zu jeder Tages- und Nachtstunde für uns, bzw. die Kätzchen da war, nein, selbst bei der Rechnungsstellung zeigte sie sich nochmal enorm grosszügig und verrechnete nur einen kleinen Teil der effektiven Aufwände. Hut ab vor solch engagierten Menschen! Wir wissen dies sehr zu schätzen und hoffen, dass wir uns irgendwann in irgendeiner Form revanchieren können.

4 Kommentare

  • Fredy Hofmann

    Voll Krass, eine richtig rührende Geschichte wenn nicht sogar ein Krimi. Ich freue mich dass es doch noch ein mehr oder weniger gutes Ende genommen hat….oder dass es jetzt mal so aussieht.
    Nur wer selber Haustiere hat kann den Schmerz richtig nachvollziehen.
    Ja die Natur…wer die wohl erschaffen hat…
    Ich freue mich mit euch dass Alu es so gut macht mit den Kleinen.
    Grüessli
    Fredy

  • bravo – katzenjammer heisst wohl doch auch katzenliebe….

  • Oje, die Natur ist manchmal einfach zu hart! Wir hoffen, dass ihr an Mona und Lui eure Freude habt und sich auch das Katzenmami wieder etwas vom Schock erholen kann.
    Gerne kommen wir mal vorbei um euch und unsere Büsis zu besuchen…
    Herzliche Grüsse

  • oh jeh!
    ich hab echt weinen müssen!
    ihr armen, das muss wehtun. aber dennoch schön, dass ihr jetzt zwei Weisenkindern ein Ersatzmami geben könnt. :-)
    herzliche grüsse, auch an die kleinen